Evidene to go: Somatisierung ist mehr als ein Symptom – sie kann Wegweiser zur richtigen Diagnose sein.
Forschungsergebnisse aus eigenem Hause
Somatisierung ist ausgeprägter bei Fibromyalgie als bei Rückenschmerzen: eine vergleichende Querschnittskohortenstudie
Chronische Schmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der medizinischen Versorgung und gleichzeitig zu den komplexesten. Besonders schwierig ist die Unterscheidung zwischen Fibromyalgie und chronischem Rückenschmerz. Beide Krankheitsbilder weisen ähnliche Symptome auf, wie z.B. anhaltende Schmerzen, Erschöpfung oder Schlafstörungen. Eine präzise Differenzierung ist entscheidend, da die wirksamen Therapien deutlich voneinander abweichen können. Eine neue Studie aus dem Forscherteam von ZURZACH Care liefert nun wichtige Hinweise, wie sich die beiden Krankheitsbilder klinisch besser voneinander abgrenzen lassen.
In einer Kohortenstudie konnte gezeigt werden, dass sich Fibromyalgie und chronischer Rücken-schmerz vor allem durch den Grad der sogenannten Somatisierung unterscheiden. Damit ist das intensive Erleben und Mitteilen körperlicher Beschwerden ohne klare organische Ursache gemeint. Die Untersuchung ergab, dass Patient*innen mit Fibromyalgie deutlich höhere Somatisierungs-werte als Rückenschmerzpatienten hatten. Bei Schmerzintensität und – dauer gab es auch Unterschiede. Diese waren aber deutlich weniger ausgeprägt.
Diese Erkenntnis liefert einen wichtigen Beitrag für die Diagnostik: Psychologische Faktoren wie Somatisierung, also eine Art «somatische Verarbeitung von Symptomen» sollten gezielt erfasst werden, um eine klare Differenzierung zwischen beiden Schmerzdiagnosen zu ermöglichen. Eine strukturierte Beurteilung der Somatisierung wird ausdrücklich empfohlen, um eine gezieltere Identifizierung und ein besseres Verständnis des vielschichtigen Fibromyalgie-Syndroms zu
gewährleisten.
Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines biopsychosozialen Verständnisses von Schmerz – und zeigen, wie moderne Schmerzforschung zu mehr diagnostischer Klarheit und gezielterer Therapie führen kann.
Möchten Sie mehr wissen? Die publizierte Arbeit ist hier frei verfügbar und zur Lektüre empfohlen.
